Im Auftrag des Bibliotheksverbands Baden-Württemberg wird dieses Projekt in Kooperation mit der Dualen Hochschule Stuttgart durchgeführt.
Bibliotheken befinden sich seit Jahren in einem fortlaufenden Transformationsprozess und bekommen zunehmend eine hohe Aufenthaltsqualität für Jugendliche. Im Zuge der Digitali-sierung und des Verlusts ihres Informationsmonopols entwickeln sich Bibliotheken weg von der reinen Medienausleihe mit Beratung und Aktivitäten der Leseförderung hin zu sozial-räumlichen Orten. Dies ergibt sich vor allem aufgrund der flexiblen Öffnungszeiten, der freien WLAN-Nutzung, den Spiel- und Gaming-Möglichkeiten und der Gestaltung, die von zentraler Bedeutung für den Wandlungsprozess ist.
In dieser Situation scheint eine Befragung der Jugendlichen, die die Bibliothek in unter-schiedlicher Weise nutzen, sinnvoll, um die Interessen und Wünsche, Bedarfe, aber auch Problemlagen der Jugendlichen zu erheben. Zudem geht es um räumliche Fragen, welche Bereiche Jugendliche besonders schätzen, welche sie weniger nutzen oder auch nicht ken-nen, wo sie Umnutzungen vornehmen, sich treffen, welche Medien sie nutzen wollen und inwiefern sie hier ggf. auch Beratung brauchen, etc. Schließlich sollten sich die Angebote der Bibliothek – im Sinne einer an jungen Menschen orientierten Bibliothekspädagogik – an die-sen Interessen und Bedarfen ausrichten.
Gerichtet wird der Blick auch auf potentielle BesucherInnen und Nicht-NutzerInnen, um de-ren Wahrnehmung von Bibliotheken, Bildern und Wünschen zu eruieren. Deshalb werden auch Interviews an Schulen und in Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ge-führt sowie mit den dortigen Fachkräften.
Jugend-Befragung (Methoden):
• Kurzfragebögen, die in Form eines Interviews im öffentlichen Raum eingesetzt wer-den können und für Jugendliche sehr niedrigschwellig sind.
• Ausgehend von den Kurzfragebögen sollen Jugendliche motiviert werden, an Nadel-methoden und Begehungen teilzunehmen, d. h. der Kennzeichnung und Beschreibung von Orten in der Bibliothek und deren Raumqualitäten sowie für Einzelinterviews (Leitfadeninterviews) gewonnen werden.
Fragenstellungen für die Jugendbefragungen in Bibliotheken:
• Wer nutzt wann, wie, wozu, welche Angebote (schulische Hintergründe der Jugendli-chen, Informationen zu familiären Verhältnissen…)?
• Kommen sie als Gruppe, kommen sie als Einzelperson, etc.?
• Wie oft und wie lange halten sie sich in den Bibliotheken auf? Welchen Tätigkeiten gehen sie dort nach? Sind sie verabredet? Gehen sie mit bestimmten Zielsetzungen, Verabredungen, Terminen dorthin oder treffen sie sich, um zu chillen, zu spielen oder weiteres?
• Sind bestimmte Nutzungsmuster erkennbar? Gibt es Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen etc.?
• Was macht die Faszination der beschriebenen Räume für Kinder und Jugendliche in Bibliotheken aus?
• Welche Raumqualität nutzen sie konkret?
• Wie bewerten sie die einzelnen Räume und deren Möglichkeiten?
• Welche Medien nutzen sie und wie?
• Welche Erwartungen, Wünsche und Sehnsüchte werden mit diesen Orten verknüpft?
• Wie lassen sich Jugendliche Verhaltensmuster in den Bibliotheken interpretieren?
• Was würden Sie aus der Bibliothek vertreiben?
• Was wünschen Sie sich von der Bibliothek?
• Besuchen Sie noch weitere Bibliotheken (Stadtteilbibliotheken, Uni-Bibliotheken vor Ort)?
Interviews mit Schlüsselpersonen, die in anderen Bereichen der Bibliothek tätig sind, die die Bibliothek als Erwachsene nutzen oder mit der Bibliothek kooperieren und die Situation dort aus einem gewissen Abstand sehen. Oft haben solche Personen eine interessante Per-spektive und ein oftmals anderes Erleben als die direkten Betroffenen.
Zeitplan:
In 2024 (4.-6.11.) werden Befragungen in der Stadtbibliothek Pforzheim, Interviews mit Fachkräften an Schulen und in Jugendeinrichtungen sowie der Mobilen Jugendarbeit durch-geführt; Anfang Dezember ist eine zweite Befragung in Freiburg geplant.
2025 sollen dann Befragungen in weiteren Kommunen und auch eine breite Onlinebefra-gung durchgeführt werden.
Leitung:
Prof. Dr. Thomas Meyer, Duale Hochschule Stuttgart
Prof. Dr. Ulich Deinet, ISPE e.V.
Ulrich Deinet
+49 (0) 173 291 400 1
ulrich.deinet@ispe-net.de
Maria Icking
+49 (0) 178 605 324 1
maria.icking@ispe-net.de